Giosuè Carducci (27. Juli 1835 in
Valdicastello, heute Pietrasanta,
Toskana; – 16. Februar 1907 in Bolo-
gna) war ein italienischer Dichter,
Redner und Literaturhistoriker.
Sein Vater war Landarzt und wurde als Mitglied des patriotischen Geheimbundes der Carbonari inhaftiert. Dieses Ereignis machte Carducci zum lebenslangen Republikaner. Er wuchs in der pisanischen Maremma auf, deren tiefe und eigentümliche Natureindrücke schon den Jungen zu dichterischen Versuchen anregten.
Seine spätere Jugendzeit verlebte er in Florenz, wohin sein Vater übergesiedelt war. Schon sehr früh interessierte er sich auch für die Werke antiker griechischer und römischer Autoren. Carducci studierte Philologie an der Universität Pisa und promovierte dort zum Doktor der Philosophie.
Von 1856 bis 1857 hatte er einen Lehrstuhl für Rhetorik in San Miniato. Aufgrund seiner atheistischen Ansichten wurde seine Bewerbung um eine Professur für Griechisch in Arezzo abgelehnt aber es gelang ihm trotzdem 1860 Professor für Griechisch in Pistoia und 1861 Professor für italienische Literatur in Bologna zu werden.
Der Dichter wurde dann 1862 Mitglied der Freimaurerloge “Galvani” und Mitbegründer der Loge “Felsinea” in Bologna, später affiliiert in der Loge “Propaganda Massonica”. 1890 wurde Carducci, der als politischer Dichter und herausragender Redner schon damals beachtliches Ansehen genoss, zum Senator berufen. Seit 1887 war er korrespondierendes Mitglied, ab 1897 socio nazionale der Accademia dei Lincei, 1906, kur vor seinem Tod erhielt Carducci den Nobelpreis für Literatur. Giosuè Carducci Carduccis Dichtung genoss eine ungeheure Beliebtheit, sowohl in seiner Heimat, als auch im Ausland. Er stellte im späten Persönlichkeiten Italiens dar. Der von Vaterlandsliebe
geprägte Dichter erreichte mit seinen Werken solche poetischen und stilistischen Höhen.
Mailied
Der Mai weckt aufs neue die Nester,
Der Mai löst vom Herzen die Fesseln,
Er bringt die Blumen, die Nesseln,
Die Schlangen, der Nachtigall Lied.
Es lärmen auf Erden die Kinder,
Am Himmel die Vögel, die losen,
Ihr Haar schmücken Mädchen mit Rosen,
In den Augen der Sonnenschein glüht.
In Tälern, auf Wiesen und Bergen
Ist alles ein Blühen und Werden,
Im Wasser, im Himmel, auf Erden
Ein Keimen, ein Singen, ein Girrn.
Und mir keimt ein Dornengebüsche
Im Herzen mit Zacken und Spitzen,
Drei Vipern hab ich drin sitzen
Und einen Kauz im Gehirn
Giosué Carducci